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Neustadt an der Aisch
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Distrikt 1950
Stadtgeschichte von Dr. Wolfgang Mück

Dr. Wolfgang Mück, 1. Bürgermeister der Stadt Neustadt an der Aisch

Stadtgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch

Vortrag in der Ehrenhalle des Rathauses Neustadt i.d.Aisch zur Charterfeier des Rotary Clubsam 10. Mai 1997

Perle des Aischgrundes, Hochfürstliche Landeshauptstadt, Stadt an der Aschen, Tor zum Steigerwald, Geißbockstadt, Stadt der Ämter und der Behörden, Stadt der Bücher und Schulstadt, attraktives Einkaufszentrum zwischenSteigerwald und Frankenhöhe:

alle diese Bezeichnungen sind mehr oder weniger liebevolle Bezeichnungen der Funktionen. Schicksale und der Bedeutung des kleinen Frankenstädtchens mit seinen knapp 3000 Einwohnern, das sich zwischen so großen Nachbarn wie Nürnberg, Erlangen, Bamberg, Würzburg, Rothenburg und Ansbach behauptet, alle nur eine halbe bis dreiviertel Autostunde entfernt.

Bad Windsheim, die schöne Nachbarin, einst freie Reichsstadt, wird nicht mehr als Konkurrentin empfunden in der ehemaligen fürstlichen Nebenresidenz der fränkischen Zollern jenem mächtigen Geschlecht, das in Halbwertzeiten, die sich halbierten, über seine Funktionen als Markgrafen von Brandenburg (1415) zu Königen in Preußen (1701) und zu deutschen Kaisern (1871) aufstieg.

Der alte Kernort Riedfeld, 741 bei der Gründung des Bistums Würzburg erstmals urkundlich genannt. entwickelte sich am Flußübergang über die Aisch zu einem administrativen Kleinzentrum im Karolingerreich. Von hier aus strahlte die planmäßige Inwertsetzung des Raumes in die benachbarten Täler und auf die umgebenden Rundhöhen aus.

Im Hohen Mittelalter gründeten die Burggrafen von Nürnberg dann die Neue Stadt am Südufer der Aisch, 1285 erstmals urkundlich erwähnt. Der quadratische Marktplatz und die rechtwinklig vom Markt zu den ehemaligen Toren verlaufenden vier Gassen dokumentieren diese systematisch geordnete Neugründung im Stadtbild bis heute.

Als zollerische Hauptstadt im Aischtal förderten die Burggrafen ihre Stadt und verliehen dieser Stadfrechte und ihr Wappen. Seit ca. 1320 lächelt der Brockenkopf über dem Zollernschild von allen amtlichen Papieren: selbstbewußtes Signet der Stadtherren, Siegel und Wappen der Stadt zugleich.

Es ist schon so, wie Ernst Penzoldt, der Erlanger Schriftsteller, Maler und Bildhauer, formulierte. Die Zollern haben diesen Landstrich in der Mitte Frankens und seine Bewohner nachhaltig geprägt:

Mitten im Fränkischen liegt eine märkische Landschaft ... Sie hat ihr Gesicht aus der brandenburgischen Zeit. Sand und Kiefernwaldungen, die Bäume in Reih und Glied wie Soldaten aufmarschiert und stillgestonden auf einen ordnenden Befehl, Felder dazwischen, silbergrün im Vorsommer, später blond, flachsblond auch die Kinder, sandfarben das Vieh, ziegelrot, zuweilen nur schiefergrau die Dächer, ein helles und heiteres Land ein wenig nüchtern und unpoetisch vielleicht. Auch die Bewohner sind es ....

Unser zweites Symbol, den Geißbock, verdanken wir einer Belagerung der Stadt durch Herzog Ludwig von Bayern, 1461. Ein Schneider, in die Haut eines Geißbocks genäht gaukelte mit seinen Sprüngen auf der Stadtmauer den Belagerern Überfluß an Nahrung vor, soll sie gar zum Abzug bewogen haben: eine zwar überaus einprägsame, ja amüsante, jedoch historisch unhaltbare Sage aus dem 19. Jahrhundert. Dennoch verkündet ein hölzerner Geißbock vom Rathaustürrnchen jeden Mittag um 12.00 Uhr mit lautem Meckern einer staunenden Nachwelt dieses Ereignis der wunderbaren Errettung der Stadt. Demokratisch gedeutet: es darf gemeckert werden - im, vom und über das Rathaus.

Stadtrechte, versehen mit bürgenichen Freiheiten (um 1280), die Verlegung des Kaiserlichen Landgerichts im Burggrafenturn Nürnberg (1386). Münzrecht (1372). Erweiterung der Stadtrechte (1414) ließen die Stadt aufblühen. die mit dem Bau des Äußeren Schlosses unter Markgraf und Kurfürst Albrecht Achilles (1414-1486) und dem Abschluß der ca. 1.7 km langen Stadtmauer - bestückt mit vier Toren und 16 Türmen und Türmchen - die Gestalt erhielt. die ihr bis ins 19. Jahrhundert als festes Kleid blieb.

Zeiten der Blüte wechselten mit Zeiten des Niedergangs. Keiner der zahlreichen Kriege in der Mitte Europas verschonte die Stadt: die Hussiten verwüsteten sie im 15., die Bauemhaufen der Sozialrevolutionäre im 16., die schwedischen, kroatischen, spanischen und österreichischen Kontingente im 30jährigen Krieg.

Im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts aus Ruinen mühsam wiedererstanden, vermittelt die Stadt bis heute einen eher ärmlichen Eindruck. sieht man von den öffentlichen Bauten ab. Die Geschlossenheit des Stadtbildes hat gleichwohl den Bayerischen Denkmalrat 1991 bewogen. die gesamte Altstadt unter Ensembleschutz zu stellen. Das Städtebauförderungsprogramm der Bundesregierung trägt seit 15 Jahren entscheidend dazu bei, Sanierungsmaßnahmen voranzubringen, die Stadt behutsam an unsere Zeit anzupassen.

Friedlich vollzog sich der Übergang an Preußen nach der Abdankung des letzten Markgrafens, Alexander, 1791. Die napoleonischen Kriege. verbunden mit einem erneuten Machtwechsel, diesmal an Frankreich (1806). künden turbulente Zeiten an, die 1810 zur Eingliederung in das Königreich Bayern führen. Nun wurde wieder am Geburtstag des Landesherren mit Böllern geschossen, zu Napoleons Zeiten dagegen hatten sich die Bürger an der Illumination des Rathauses und an einem Feuerwerk erfreuen dürfen.

Das Neue Schloß, einst Fürstenresidenz wurde der Reihe nach von preußischen Husaren, französischen Kürassieren, schließlich von bayerischen Chevaulegern belegt. Ins Alte Schloß kam das Finanzamt, Bezirksamt und Rathaus behielten ihre alte Funktion, Neustadt a.d.Aisch blieb wie all die Jahrhunderte zuvor ein wichtiger Verwaltungssitz in der Mitte Frankens.

Als Garnisonsstadt erlebte der 3000-Seelen-Ort einen bescheidenen Aufschwung, eine der ersten bayerischen Aktiengesellschaften diente dem Erhalt der Garnison. Mit dem Bau der Eisenbahnlinie, 1865, konnten die Reichtümer des Umlandes, Holz, Gerste und Hopfen zum Bierbrauen, die Erzeugnisse der Kleinindustrien, Pinsel. Reißzeuge und Tuche und die Produkte der beiden Ziegeleien einem größeren Markt zugeführt werden. In unserem Jahrhundert kam die Nutzung der Mineralwasservorräte hinzu. Heute hat vor allem der Musikintrumentenbau, nach dem Krieg aus Böhmen und Sachsen hier angesiedelt, mit den Firmen Meinl, Tilz und Wurlitzer internationale Bedeutung erlangt.

Als Stadt der Bücher hat Neustadt einen guten Ruf: Spezialverlage drucken vor allem historische und genealogische Werke, mehrere Bibliotheken, darunter die bedeutende Kirchenbibliothek im gotischen Gewölbe der Stadtkirche. stehen dem Forscher zur Verfügung.

Gelehrsamkeit vermittelte schon vor der Reformation die Lateinschule. im 18. Jahrhundert unter pietistischen Einfluß zu überregionaler Bedeutung gebracht. Die "Hochfürstliche Stadtschule" mit Spendengeldern aus dem calvinistischen Frankreich, Holland. Dänemark und der Schweiz errichtet, strahlte vor allem nach Osteuropa aus.

Es fehlen nach wie vor größere Betriebe. Die Hoffnungen. die vorhandenen Arbeitsplätze in den Handwerksbetrieben, vor allem im Bau-Ausbauhandwerk zu erhalten, gründen sich auf die Belebung der Konjunktur. Plalz für Beiriebe ist vorhanden: ein ca. 26 Hektar großes Gewerbe- und Indusinegebiet steht seit dem letzten Jahr zur Firmenansiedlung zur Verfügung.

Unsere Stadt weist seit der Erschließung eines stark durchgrünten. noch ökologischen Gesichtspunkten gestalteten neuen Baugebietes im Süden der Kommune eine erfreuliche positive Bevölkerungsentwicklung auf, gegründet auf eine steigende Geburtenrate und auf den Zuzug neuer Bürger, vor allem aus dem Ballungsraum. aber auch auf Übersiedler aus Rußland, eine nicht ganz unproblematische Entwicklung.

Die Neustädter feiern gerne Feste. Bedeuten dstes im Jahreskreislauf ist die Kirchweih: die "Neischdädder Kerwa". Sie blickt in diesem Jahr auf eine 440jährige Tradition zurück. Daneben hat das deutsch-italienische Weinfest, das mit den Freunden aus unserer toskanischen Partnerstadt Montespertoli gefeiert wird, zunehmend an Bedeutung gewonnen.

Die Stadt Neustadt a.d.Aisch unterhält darüber hinaus freundschaftliche Beziehungen nach Kroatien und Tschechien, hat eben einen Kooperationsvertrag mit der japanischen Stadt Hino nahe der alten Kaiserstadt Kyoto abgeschlossen. Ein Frankenpark und ein Museum in Japan geben einen Einblick in Vergangenheit und Gegenwart unserer Stadt und ihres Umlandes.

Aufgeschlossenheit gegenüber fremden Einflüssen ist - abgesehen von einer kurzen Unterbrechung - an der ,,Straße der Kaiser und Könige" seit jeher gute Tradition.

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Übergabe von Tafeln für den Wehrgang der Stadtmauer - für 19m insgesamt
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Freund Dr. Wolfgang Mück, Bürgermeister der Stadt Neustadt/Aisch - Freund Günter Rehnig

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2. Donnerstag im Monat Abendmeeting: 19.30 Uhr Hotel Frankenland Schützenstr. 15 D-91463 Dietersheim Tel. 09161-3063

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Diese Seite wurde zuletzt geändert am 20. 05. 1997