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Bildillustration

Umweltfreundliche Abfallverwertung auf Bali
Vom rotarischen Pilotprojekt zum internationalen Großprojekt

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Pilotprojekt Mit Unterstützung des RC Bali Ubud aus Indonesien, des RC Miltenberg aus Deutschland und des RC Bachtel-Zürich in der Schweiz, der Schweizer Regierung und der Lokalregierung von Gianyar auf Bali begann der schweizer Biochemiker David Küper im Juni 2004 auf eigene Initiative mit dem Bau einer Abfallentsorgungsanlage in der Provinz Gianyar im Zentrum der dicht bevölkerten Insel Bali. Für den RC Miltenberg engagierte sich die Mitglieder Christian Hepner und Karl Enk in bewundernswerter Weise.
Nach einer äußerst erfolgreichen Pilotphase wurde die Idee weiterentwickelt und stellt nun ein internationales Großprojekt der Vereinten Nationen dar.

Temesi Compost hat eine eigene Homepage http://www.temesirecycling.org/ mit vielen Bildern und Informationen.

Die Deutsche Welle TV hat zudem einen guten Film über die Abfallentsorgung und das Pilotprojekt gedreht:
http://www.dw.de/dw/article/0,,14825356,00.html oder http://www.dw.de/m%C3%BCll-wird-auf-bali-zu-kompost/a-14825356-1

Neben der erfolgreichen Abfallentsorgung steht für das Projekt weiterhin die Aufklärung und Bewusstseinbildung in der Bevölkerung im Vordergrund.  Pro Jahr werden etwa 5000 Besucher, meistens Schüler und Studenten, im Informationszentrum empfangen und unterrichtet. Deutsche Studenten haben auch die Möglichkeit, in Bali vor Ort Semesterarbeiten zu machen. Neben den Schülerinnen und Schülern und internationalen Besuchern kommen auch viele einheimische Regierungsbeamte. Die Zentralregierung wirbt für das Projekt, denn sie möchte  eine Verbreitung der Methode der kostengünstigen und effizienten Anlage in Bali erwirken, denn die Anlage reduziert die Abfallmenge um 90%. Die neuen professionellen Deponien auf Grundlage der Pilotanlage halten mit Plastikauskleidung und zusätzlichen Kläranlagen viel länger.

 

Weitere Informationen:

Abfallentsorgung und -verwertung ist ein weltweites Problem. Während in den meisten Industrieländern in den letzten Jahren eine funktionierende - aber teure ­Abfallentsorgung etabliert wurden konnte, sieht die Situation in Schwellen- und Entwicklungsländern wie auch auf Bali deutlich anders aus.
In der Region von Gianyar in Bali leben 500000 Menschen. Der Abfall wurde und wird unkontrolliert in der Natur entsorgt und in einfachen Mülldeponien gesammelt. Die Natur ist verunstaltet, die Mülldeponien sind gesundheitsgefährdend und stellen optisch und mit ihrem Geruch eine Belästigung dar. Viel Land wird verbraucht und klimaschädliches Methan wird freigesetzt. Wiederverwertbares Material wird menschenunwürdig gesammelt.
Mangelndes Umweltbewusstsein, fehlende staatliche Organisationsformen und geringe finanzielle Möglichkeiten führen zu einer Situation, die Umwelt und Gesundheit in der Region und darüber hinaus gefährden: Emissionsbelastungen von Luft und Wasser machen an keinen Grenzen halt.
Deshalb sind Lösungsversuche besonders interessant, die einerseits umweltverträglich sind und andererseits technisch-organisatorisch und finanziell die Entwicklungsländer nicht überfordern.
 

Ein solches grundlegendes Konzept zur sinnvollen Abfallverwertung wird zurzeit in Indonesien auf der Insel Bali entwickelt, erprobt und weiter ausgebaut: der Bevölkerungszuwachs und der Tourismus haben dort die Abfallmengen deutlich steigen lassen.

Der schweizer Biochemiker David Kuper, der auf Bali lebt und beruflich mehrere Jahre in Asien im Entwicklungs- und Umweltbereich tätig war, nahm sich vor einigen Jahren dieses Problems an. Er fand Unterstützung beim Regenten der Region Gianyar, der von Regierungsseite das notwendige Grundstück für eine Abfallsortierungs- und verarbeitungsanlage zur Verfügung stellte.

Neben einer schon existierenden primitiven Mülldeponie, die große Qualm- und Geruchsbelästigungen für die Bevölkerung mit sich brachte, errichtete Kuper mit finanzieller Unterstützung verschiedener Organisationen eine Halle, in der der angelieferte Müll auf einem Förderband vorsortiert wurde. Verwertbare Bestandteile wie Glas, Metall und Plastik wurden von angestellten einheimischen Frauen separiert und der organische Anteil - über 90 % - wurde kompostiert.



Schon bald wurde deutlich, dass weitere Geräte notwendig waren, um sinnvoll arbeiten und in akzeptabler Zeit verkaufbaren Kompost herstellen zu können. Man suchte Finanzgeber und fand diese im lokalen Rotary Club, weiteren schweizer und deutschen Rotary Clubs sowie der Schweizer Regierung.

Mit diesem Geld konnten mehrere gebrauchte Kleinlaster, ein Shredder und ein elektrisches Großsieb angeschafft werden. Es wurde von Anfang an Wert darauf gelegt, alle technischen Geräte so auszuwählen, dass sie den tropischen Klimaverhältnissen Stand halten, einfach zu warten und preiswert in der Anschaffung sind. Bei der Suche nach weiteren Finanzquellen fand Kuper Unterstützung bei Universitäten in Kanada, Australien und Indonesien, die auch bei der technischen Weiterentwicklung der Anlage mithalfen.



Während das Grundstück weiterhin im Eigentum der Provinzregierung blieb, wurde eine Dorfkooperation gegründet, die offiziell als Betreiber auftritt. Dies hat unter anderem den Vorteil, dass die Bevölkerung das Projekt als eine persönliche Aufgabe begreift.

Diese Abfallverwertungsanlage wurde seit dem Beginn der Arbeiten im Juni 2004 stetig weiter entwickelt, arbeitete aber nicht kostendeckend. Auf der Suche nach technischer Verbesserung und finanzieller Unterstützung für den laufenden Betrieb entwickelte Kuper die Idee, die Kompostierung durch entsprechende Verfahren so zu gestalten, dass kein klimaschädliches Methan entsteht und hierfür dann nach dem Kyotoprotokoll eine Mitfinanzierung erreicht werden kann.




Da das bei anaerober
Zersetzung entstehende Methan 21 mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid, kann eine Anlage die Einsparung von Klimagasen berechnet als „Kohlendioxideinheiten" verkaufen.
Um dies zu erreichen muss der Prozess der Kompostierung durch technische Maßnahmen geändert werden, denn nur unter Einhaltung bestimmter Parameter läuft der Verrottungsvorgang aerob ab. Da wenig Erfahrung mit Anlagen dieser Art in tropischen Regionen vorlag und außerdem eine Lösung gefunden werden musste, die sowohl im Bereich der Erstinvestitionen als auch im laufenden Betrieb preiswert ist, wurde eine kleine Forschungsstation mit Labor eingerichtet. Durch Anstellung einer jungen einheimischen Frau mit Universitätsabschluss in Umweltwissenschaften konnte man seit Sommer 2006 diverse Kompostierungsversuche fahren, bei denen Aufbau der Komposthaufen, Feuchtigkeitsgehalt, Temperatur, Sauerstoffgehalt, Keimarten etc. kontrolliert und gesteuert wurden. Es stellte sich heraus, dass Feuchtigkeitsgehalt und Temperatur in bestimmten Bereichen stabilisiert werden und in allen Teilen des Kompostberges ein Sauerstoffgehalt von mindestens 12 % garantiert werden mussten.



Kompost-Chemie:

Die Nahrung der Mikroorganismen im Kompost besteht hauptsächlich aus Protein und Zellulose (einer langen Kette von Zuckermolekülen). Wenn man Zucker als Modell nimmt ergeben sich folgende chemischen Vorgänge:

aerobe Zersetzung:

C61-11206 +6 02=6 CO2 + 6 H2O
anaerobe Zersetzung

C61-11206=3 CO2 + 3 CH4 (Methan):

Die Anlage konnte vom Beginn im Juni 2004 an bis Anfang 2007 stetig weiterentwickelt werden und jetzt liegt ein funktionierender Prototyp zur aeroben Kompostierung mit wissenschaftlicher Protokollierung der Verfahrenswege vor.





Die Tageskapazität liegt in der Verarbeitung von vier Tonnen Müll und Herstellung von einer Tonne Kompost bester Qualität, der verpackt wird und guten Absatz findet. Die Gesamtkosten für die erfolgreich laufende „Iow tech" Pilotanlage beliefen sich auf 140.000 US Dollar.




Seit Januar 2007 wird daran gearbeitet, die Anlage auf die 12 fache Kapazität (50 Tagestonnen bzw. 17.500 Tonnen pro Jahr) auszuweiten, da hiermit der gesamte Einzugsbereich für 500.000 Menschen mit Hotels abgedeckt werden kann und erst bei dieser Größenordnung eine Kostendeckung zu erwarten ist.

Ziel ist es, die Anlage nach Installation finanziell selbst tragend zu machen.

Ein weiteres Ziel der Entwicklung einer solchen kostengünstig arbeitenden mittelgroßen Anlage ist es, einen Typ zu entwickeln, der im ganzen tropischen südostasiatischen Raum eingesetzt werden kann und damit einen wesentlichen Beitrag zur umweltverträglichen Abfallverwertung in Asien leistet.

Solche dezentralen, einfach zu betreibenden Anlagen können von den örtlichen Behörden ohne großen Verwaltungsaufwand betrieben werden und sind wesentlich billiger und weniger korruptionsanfällig wie Großanlagen nach europäischem Muster.

Berechnungen haben ergeben, dass auf Tonnenbasis umgerechnet solche Anlagen nur 20 % der Kosten von großen hochtechnischen Abfallverwertungsanlagen bewirken, damit gerade für Schwellenländer äußerst interessant sind.

Schon in der Pilotphase hat die Anlage große nationale und internationale Aufmerksamkeit geweckt - sowohl in den Medien als auch in der Politik und sogar in der Wissenschaft. Hundert von Besuchern aus nationaler und internationaler Politik und von diversen Universitäten haben die Anlage besichtigt. Der Regent der Provinz Gianyar hat im Juni 2006 vom indonesischen Staatspräsidenten für die Anlage einen von drei Auszeichnungen für beispielhaftes Umweltmanagement erhalten.

Das erweiterte Gelände und die detaillierte Planung für die neue deutlich vergrößerte Anlage sind vorhanden.

Der Anlage angeschlossen wird ein Informations- und Ausbildungspavillon, in dem Besucher über Klimawandel, Umwelt- und Abfallproblematik informiert werden und in dem auch praktische Hinweise für den Umgang mit Abfall gegeben werden sollen. Eine wichtige Zielgruppe sind hierbei Schulklassen.

Die Gesamtkosten der neuen Anlage betragen 590.000 US Dollar. Das Grundstück wurde kostenlos von der Lokalregierung zur Verfügung gestellt. Das Gebäude wird weitgehend von der Schweizer Regierung bezahlt, die Kanadische Regierung kommt für einen Großteil der Kosten für die Geräte auf.

 

Weitere Unterstützung kommt von mehreren Rotary Clubs und anderen Institutionen. Insgesamt ist mit Finanzzusagen von ca. 300.000 US Dollar die Hälfte der erwarteten Kosten abgesichert. Man ist optimistisch, dass man durch Information der Öffentlichkeit, der Wirtschaft, Wissenschaft und Politik den noch fehlenden Betrag gedeckt bekommt. Die bisherigen Geldmittel reichen jedenfalls schon aus, um im Oktober mit dem Bau der neuen großen Halle zu beginnen und die wichtigsten Maschinen anzuschaffen.

Die erwarteten Resultate der Anlage sind:

1.Eine dezentrale, einfach zu betreibende Abfallverwertung mit geringen Kosten im Bereich von sowohl Investition als auch laufenden Kosten

2.Verhinderung von gesundheitsschädlichem und belästigendem Qualm und Geruch für die umliegenden Ortschaften

3.Reduktion von klimaschädlichen Treibhausgasen (Methan)

4.Reduktion des zu deponierenden Volumens um 90 %

5.Wiederverwertung von Wertstoffen wie Glas, Plastik, Metall

6.Arbeitsbeschaffung für die ländliche Bevölkerung (120 neue Arbeitsplätze)

7.Erfolgreich arbeitende Anlage im Besitz von Gemeinden (keine ausländischen Fremdinvestoren) bewirkt Aufbau von Eigenverantwortung

8.Informationszentrum hat Breitenwirkung beim Aufbau von Umweltbewusstsein

9.Anlage wird so entwickelt, dass sie an vielen anderen Orten Asiens in der

10.gleichen Form aufgebaut und betrieben werden kann (Modellcharakter)

11.Eine detaillierte wissenschaftlich fundierte Kompostierungsanleitung wird erstellt und weitergegeben.

Somit wird diese in Südostasien einmalige Anlage ein Gewinn für alle Betroffenen: Bevölkerung, Staat und Umwelt.

Die Methanvermeidung ermöglicht es, „Carbon Credits" nach dem CDM (Clean Development Mechanism) des Kyoto Protokolls zu verkaufen und diese Mittel zur Finanzierung des laufenden Betriebs zu verwenden.

Das CDM Verfahren ist leider sehr kompliziert und auch teuer - dadurch ist es für kleinere und mittlere Projekte kaum machbar, für ihre Leistungen Zuschüsse zu erhalten. Solche Zuschüsse sind aber gerade für kleinere Anlagen besonders wichtig - sicherlich bleiben hierdurch viele Möglichkeiten zur Treibhausgas Reduktion ungenutzt.

Für die Kompostierungsanlage auf Bali würde eine komplette CDM Registrierung 24.000 US Dollar plus 3.000 US Dollar für den Handel mit den Treibhausgaseinheiten kosten. Hier sind Vereinfachungen und Verbilligungen dringend notwendig. Bei Verzicht auf einen Teil der Zahlungen für die „carbon credits" entstehen immer noch Registrierungskosten von 15.000 US Dollar - hinzu kommen noch 18.000 US-Dollar für die Validierung der Projektdokumente durch eine „Independent Designated Operational Entity" kurz DOE.

Diese Kosten müssen auch gesehen werden vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Kompensationszahlungen nach dem heutigen CDM Verfahren an Anfang sehr gering sind und erst in späteren Jahren nennenswerte Beträge erreichen.

Die hier beschriebene Anlage wird über einen Zeitraum von 10 Jahren 77.000 Tonnen CO2-Aquivalente einsparen. Es ist zu erhoffen, dass die Kompensationszahlung für die eingesparten Treibhausgase der entscheidende Faktor ist, der die Gesamtanlage finanziell selbst tragend machen kann.

Weiterführende externe Links:

http://www.myclimate.org/de/klimaschutzprojekte/projekte-international/detail/mycproject/18.html Projektdarstelllung mit Bildern und Videos

http://cdm.unfccc.int/Projects/DB/SGS-UKL1214472977.27/view Darstellung des CDM-Project 1885 : Gianyar Waste Recovery Project

http://cdm.unfccc.int/UserManagement/FileStorage/4SPDWV3KYDNJWX3EN76CYORBACYPSO -  CDM Projektplanung

Donnerstag, 1. Juni 2006/web815
Letzte Änderung: 27.01.13/web815


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