Das ehemalige Bauerndorf Breitenbach
Die Kirche „St. Wendelin und St. Nikolaus“ im stillen und abgelegenen Kirchzeller Weiler Breitenbach spielt in der Pfarrei Kirchzell eine besondere Rolle. 1741 war sie für das Kloster- und Bauerndorf Breitenbach mit seinen 120 Einwohnern als Filialkirche der Pfarrei Kirchzell errichtet worden. Für die umliegenden Gemeinden war sie auch eine Wallfahrtskirche zu Ehren des Hl. Wendelin. Aber schon knapp 100 Jahre nach dem Kirchenbau verließen nach und nach die Breitenbacher Bauern infolge Mißernten, Hungersnot, Armut, Kinderlosigkeit und Krankheiten ihr Dorf, verkauften ihre Höfe und Felder an das Amorbacher Fürstenhaus zu Leiningen und suchten andernorts neue Existenzen. Das Fürstenhaus brach die Gebäude ab, forstete die Äcker und Wiesen auf und gliederte sie in seinen Wildpark ein. 1842 erfolgte die politische Auflösung des verwaisten Dorfes. Übrig blieb allein die Dorfkirche, die nicht an das Fürstenhaus überging und heute noch im Eigentum der eigentlich nur noch im Grundbuch existierenden Kirchenstiftung Breitenbach steht.
Die Breitenbacher Kirche „St. Wendelin und St. Nikolaus
Die Breitenbacher Kirche stellt in ihrer Einfachheit und mit ihrer barocken Ausstattung einen besonderen kulturhistorischen Wert für den Odenwald dar. Sehr auffallend und höchst bemerkenswert ist die verhältnismäßig reichhaltige und prunkvolle Ausstattung im Chorraum. Eine derartige Gestaltung war damals ganz und gar nicht üblich für ein kleines Bauerndorf, wurde aber dadurch möglich, dass man während des Baus der Amorbacher Abteikirche die dort tätigen Künstler nach Breitenbach geholt hat. Die kleine Dorfkirche ist Zeugnis von Volkskunst, Frömmigkeit und gläubigem Gottvertrauen einer ehemals aktiven Dorfgemeinschaft.
Die barocken Altarbilder in Öl stammen von Matthäus Günther, einem bekannten Künstler aus Augsburg, der zur gleichen Zeit in der Amorbacher Abteikirche die Deckengemälde gestaltete. Die Altarbilder stellen die beiden Kirchenpatrone St. Wendelin und St. Nikolaus dar. Einige Votivtafeln, der Rokokotabernakel sowie die Kanzel und die Kommunionbank stammen von dem Mudauer Künstler Nikolaus Hoof. Der Hochaltar besteht aus vier stabilen Säulen mit massivem Gebälk und ist mit reichem Rokokobeiwerk verziert. Die Breitenbacher Kirche hat ihre Widmung als Dorfkirche unwiederbringlich verloren. Die Eigenschaft als Wallfahrtskirche für die bäuerliche Wendelinusverehrung ist jedoch bis heute geblieben. Seit Auflösung des Dorfes Breitenbach ist aber die Geschichte des Gotteshauses mangels Nutzung eine Geschichte des Verfalls. Der Weg in den Ruin war vorgezeichnet und schien nicht mehr aufzuhalten zu sein. Für den Wendelinusfesttag um den 20. Oktober, zu dem jedes Jahr Hunderte von Gläubigen aus dem bayerischen, hessischen und badischen Umland kommen, ist die Kirche weitaus zu klein. Der Festgottesdienst wird deshalb an einem Freialtar vor der Kirche gefeiert. In der Kirche sind nur liturgische Feiern für kleine Zielgruppen möglich (Taufen, Hochzeiten, Ehe- und Altersjubiläen u.dgl.). Wegen des ruinösen Zustandes der Kirche nahmen immer mehr derartige Interessenten Abstand von der Kirche in Breitenbach, d.h. es gab kaum mehr Einnahmen für die Breitenbacher Kirchenkasse und ohne finanziellen Grundstock waren nötige Sanierungen nicht möglich.
Bei immer mehr ausbleibender Nutzung war so die Kirche durch Feuchtigkeitsschäden erheblich in ihrer Substanz gefährdet. Am Außenmauerwerk klafften Risse, offene Fugen und Versetzungen. Im Inneren zeigten aufsteigende Nässe und Feuchtigkeit ihre Spuren an den Wänden. Altar, Kanzel, Empore und Mobiliar waren durch Feuchtigkeit, Pilz-, Schimmel- und Wurmbefall dem Verfall preisgegeben. Die gesamte Kirche bedurfte einer dringenden Renovierung. Eine Generalsanierung war unabwendbar.
Anmeldungen für eine Besichtigung der Kirche sind an die unten aufgeführten Stellen zu richten.
Förderkreis Kirche Breitenbach Vorsitzender Ludwig Scheurich Raiffeisenring 27 63931 Kirchzell Tel. 09373/2518 Mob. 0170/5243721 Fax 09373/205730 email ludwig.scheurich@t-online.de
Kath. Pfarramt Kirchzell Pfarrgasse 1 63931 Kirchzell Tel. 09373/582 Fax::09373/2046350 email: pfarrei.kirchzell@bistum-wuerzburg.de
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